Übungen

Geschichte zweier Städte

„Zivilisation ist eine Lebensweise und eine innere Haltung, die alle Menschen gleichermaßen respektiert.“

Corazón Aquino 
frühere Präsidentin der Republik der Philippinen (1933-2009)

Überblick

Themen
  • Politische Partizipation
  • Umwelt
  • Arbeit
Komplexität

Stufe 4

Gruppengröße

4-10 Personen

Zeit

90 Minuten

Überblick

Bei diesem Brettspiel müssen sich die Spieler*innen entscheiden: für die Stadt, in der sie leben wollen, und für die Annehmlichkeiten, die sie genießen möchten. Folgende Themen werden angesprochen:

  • Gesellschaftliche Solidarität
  • Steuern bezahlen
  • Kommunale Demokratie
Fokus
  • Das Recht auf soziale Sicherheit
  • Das Recht auf Eigentum
  • Das Recht auf einen angemessenen Lebensstandard
Ziele
  • Erkennen, wie wichtig soziale Fürsorge für das Leben der Gemeinschaft ist
  • Kommunikation und Zusammenarbeit lernen
  • Solidarität und gegenseitige Verantwortung fördern
Materialien
  • 1 Exemplar des Brettspiels
  • Karton oder Papier der Größe DIN A3 (nach Möglichkeit)
  • 1 Würfel
  • Büroklammern in 2 Farben, jeweils gleich viele. Mindestens 1 Klammer pro Person
  • Schere
  • Wieder ablösbarer Kleber
  • 4 Sets Wechselkarten
  • 2 Umschläge
  • Geld (6000 Ems pro Person)
  • 2 Exemplare des Aufgabenblatts für die Stadtbankiers
  • 1 Exemplar des Aufgabenblatts für den Spielbankier
  • Papier und Stifte
  • Stoppuhr
  • Projektor für die Anzeige der Regeln (wenn möglich)
Vorbereitung
  • Lesen Sie die Anleitung und machen Sie sich mit dem Spielbrett, den Wechselkarten und den Regeln vertraut.
  • Schneiden Sie beiden Blätter mit Wechselkarten aus. Damit die Sets nicht durcheinandergeraten, stecken Sie jedes Set in einen eigenen, mit A beziehungsweise B gekennzeichneten Umschlag. (Die restlichen 2 Blätter brauchen Sie als Referenz bei den Gemeinderatsversammlungen.)
  • Kleben Sie die Kopie des Spielbretts auf Karton oder steifes Papier.
  • 3 Personen übernehmen die Rolle der Bankiers: je ein Bankier für jede Stadt plus einen für die Spielbank. Geben Sie den Bankiers je ein Kopie des für sie vorgesehenen Aufgabenblatts. Alle drei stecken sich ein Schild an, so dass sie leicht zu erkennen sind.
  • Die anderen bilden zwei gleich große Gruppen. Eine Gruppe bekommt rote, die andere blaue Büroklammern.
  • Alle basteln sich ihren eigenen Spielstein, indem sie ihren Namen auf einen Zettel schreiben und ihn an einer Büroklammer der eigenen Farbe befestigen.
  • Drucken Sie Geld! Kopieren Sie die Banknoten (Vorlage am Ende des Arbeitsblatts) und schneiden Sie sie aus. Pro Person brauchen Sie einen Satz Geldscheine.

Durchführung

Anleitung

  1. Diese Übung ist ein Brettspiel. Erklären Sie das Spielbrett und weisen Sie den Pfad durch die Stadt A und die Stadt B. Zeigen Sie die Kreuzungen der beiden Pfade und die Spielfelder, auf denen die Leute ihren Lohn bekommen, Steuern bezahlen und eine „Chance zum Umzug“ haben – damit ist der Wechsel in die andere Stadt gemeint, um dort weiterzuspielen.
  2. Erklären Sie die Regeln (siehe Arbeitsblatt unten). Fragen Sie nach, ob alle die Regeln verstehen. Legen Sie die Spieldauer fest.
  3. Die Verantwortlichen für Stadtbanken und Spielbank sollen sich einfache Erkennungsschilder basteln, damit die anderen wissen, an wen sie ihre Steuern zahlen müssen.
  4. Jetzt geht’s los! Wenn das Spiel zu Ende ist, gehen Sie zur Nachbereitung und Auswertung über.

Nachbereitung und Auswertung

Fragen Sie, wie das Spiel gelaufen ist und was die Teilnehmer*innen daraus gelernt haben.

  • Hat ihnen das Spiel gefallen? Was genau gefiel ihnen? Was fanden sie schlecht?
  • Fanden sie es am Anfang unfair, dass einige mehr Steuern zahlen mussten als die anderen? Und hat sich dieses Gefühl im Verlauf des Spiels geändert?
  • Wie sind die Stadtratsversammlungen verlaufen? Wie wurden Entscheidungen getroffen? Demokratisch?
  • Wie fühlten sich diejenigen, die mit den Entscheidungen des Stadtrats nicht einverstanden waren?
  • Wer ist von einer Stadt in die andere umgezogen? Warum?
  • Hat bei einer Ratsversammlung jemand aus eigener Tasche Geld für soziale Zwecke gespendet? Warum?
  • Zu Beginn des Spiels herrschten in den Städten A und B dieselben sozialen Bedingungen. Und am Ende? Gab es Unterschiede? Welche?
  • In welcher Stadt würden Sie lieber wohnen? Warum?
  • Lohnt es sich, mehr Steuern zu zahlen, um die Situation der ganzen Gemeinde zu verbessern? Oder behält man besser den ganzen Lohn für sich und kauft sich alles, was man braucht oder will?
  • Wie war die Situation im Hinblick auf die beiden Städte am Ende des Spiels? Wohnten die Teilnehmenden in der “Soli-Stadt“ (Stadt A), deren Bevölkerung Gemeinsinn zeigt und gern für öffentliche Einrichtungen aufkommt, oder in der „Ego-Stadt“ (Stadt B), deren Einwohnerschaft eher individualistisch gesinnt ist und keine Steuern für öffentliche Einrichtungen zahlen will?
  • Bewerten Sie Ihre eigene Gesellschaft anhand einer Skala von 1 bis 10 (wobei 1 für die extreme „Ego-Stadt“ und 10 für die absolute „Soli-Stadt“ steht).
  • Gehen Sie nacheinander alle Spielfelder durch. Welche Menschenrechte werden verletzt?
  • Gibt es in Ihrem Land Bevölkerungsgruppen, deren Recht auf einen angemessenen Lebensstandard (Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte) verletzt wird? Welche und warum?

Tipps für die Moderation

Einführung

Für Menschen, die mit Brettspielen vertraut sind, ist das Spiel ziemlich einfach, trotzdem sollten Regeln und Spielweise genau erklärt werden. Es kann hilfreich sein, die Spielregeln auf ein Flipchart oder eine Overheadfolie zu schreiben oder Kopien zu verteilen.

Das Spiel funktioniert am besten, wenn in beiden Städten zusammen maximal zehn Personen wohnen. Zu Beginn des Spiels sollte die Bevölkerung jeder Stadt gleich groß sein. Wenn zum Beispiel 16 Personen teilnehmen, könnten jeweils zwei Bankiers zusammenarbeiten. Bei größeren Gruppen spielt man am besten mit zwei Spielbrettern. In diesem Fall brauchen Sie von allen Materialien die doppelte Menge und eine zweite Person für die Spielleitung.

Tipp: Spielen Sie zunächst mit Bekannten und Verwandten, bevor Sie das Spiel mit Ihrer Gruppe ausprobieren! Dann werden Sie sich mit den Regeln sicherer fühlen und können das Spiel ruhiger gestalten.

Vorschläge zur Weiterarbeit

In der Übung „Wo geht’s hier nach Gleichland?“ können die Faktoren, die die Entwicklung einer gerechteren Gesellschaft fördern oder behindern, genauer erforscht werden. „Unsere Zukunftsaussichten“ ist eine weitere Übung über die Kräfte der Veränderung. Sie fördert bei jungen Menschen die Überzeugung, dass sie die Zukunft in ihrem Sinne gestalten können.

Ideen zum Handeln

Besorgen Sie sich den kommunalen Entwicklungsplan Ihrer Stadt und diskutieren Sie in der Gruppe darüber. Untersuchen Sie Themen, die Sie betreffen, zum Beispiel die zukünftigen Bedürfnisse junger Menschen in Ihrer Region, und eruieren Sie anhand des Plans, inwiefern diese abgedeckt werden. Oder beschäftigen Sie sich mit der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen oder mit der Sicherheit auf der Straße und mit Plänen für die Förderung eines sicheren Fahrradverkehrs. Beziehen Sie Stellung gegenüber den Behörden, etwa in Bürgerversammlungen. Sprechen Sie andere Gemeindemitglieder durch ein Blog, durch Leserbriefe oder eine selbstorganisierte Bürgerversammlung an. Oder machen Sie mit einer Veranstaltung auf Ihr Thema aufmerksam.

Vielleicht möchte sich die Gruppe näher mit Bürgerhaushalten beschäftigen und sich von entsprechenden Initiativen aus der ganzen Welt inspirieren lassen. Oder sie recherchiert über „Transition Towns“ und gründet mit anderen zusammen eine örtliche Initiative für nachhaltige Anpassungen an den Klimawandel und die Reduktion von CO2-Emissionen.

Weitere Informationen

„Bürgerhaushalte“ sind Prozesse für politische Partizipation in der Demokratie, bei denen die Einwohnerschaft vor Ort über die Verwendung eines öffentlichen Haushaltsbudgets mitentscheiden kann, zum Beispiel über die Finanzierung lokaler Umweltprojekte, kommunaler Einrichtungen, Sicherheitsmaßnahmen im Straßenverkehr oder Kriminalitätsbekämpfung vor Ort. Suchen Sie nach „Bürgerhaushalt“ im Internet.

Transition Towns ist ein weltweites Netzwerk, dessen Mitglieder sich unter anderem mit der Frage beschäftigen, wie ihre Gemeinde auf die Herausforderungen und Chancen von Peak Oil (globales Erdöl-Fördermaximum) und Klimawandel reagieren kann. Sie suchen auf kommunaler Ebene nach Möglichkeiten zurEnergieeinsparung und für mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit. Bisher gibt es Initiativen zur Anlage von Gemeindegärten für den Nahrungsmittelanbau, für eine gewerbliche Abfallbörse, bei der die Abfälle eines Gewerbebetriebs von einem anderen Gewerbebetrieb genutzt werden, zur Reparatur statt Entsorgung alter Sachen und zur Entwicklung von Tauschringen.

Die Europäische Ordnung der Sozialen Sicherheit

Die Europäische Ordnung der Sozialen Sicherheit des Europarats trat 1968 in Kraft. Bislang wurde sie von 21 Mitgliedstaaten ratifiziert. Sie bietet eine große Bandbreite des sozialen Schutzes, darunter

  • Garantien zur medizinischen Versorgung einschließlich der hausärztlichen, fachärztlichen und Notfallversorgung
  • Arbeitslosenunterstützung
  • Altersversorgung
  • Versorgung von Menschen mit Behinderungen

Arbeitsblätter

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