Übungen

Wo gehts hier nach Gleichland?

„Das Hindernis ist der Weg.“

Zen-Weisheit 

Überblick

Themen
  • Gleichberechtigung der Geschlechter
  • Gesundheit
  • Frieden und Gewalt
Komplexität

Stufe 2

Gruppengröße

4+ Personen

Zeit

120 Minuten

Überblick

Diese Aktivität erfordert Kleingruppenarbeit und Fantasie. Die Teilnehmer*innen beschäftigen sich zeichnerisch mit Chancengleichheit.

Fokus
  • Schutz vor Diskriminierung
  • Das Recht auf Gleichheit vor dem Gesetz
Ziele
  • Vorstellungen von einer zukünftigen Welt entwickeln, in der Chancengleichheit die Regel ist
  • Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, Fantasie und Kreativität entwickeln
  • Gerechtigkeit und Respekt fördern
Materialien
  • Je 2 Bogen großformatiges Papier (A3) oder Flipchart-Papier pro Kleingruppe
  • Genügend Marker in verschiedenen Farben für alle Kleingruppen
  • Eine physische Landkarte, am besten eine Wanderkarte, die Berge, Täler, Flüsse, Dörfer, Brücken etc. zeigt
Vorbereitung

Machen Sie sich mit der Landkarte und den dort verwendeten Symbolen vertraut

Durchführung

Anleitung

Teil 1: Probleme ausmachen und mittels Brainstorming Lösungen finden. (20 Minuten)
  1. Es werden Kleingruppen zu drei bis fünf Personen gebildet. Jede Gruppe bekommt einen Bogen Papier und Stifte. Sie sollen drei senkrechte Spalten von gleicher Breite einzeichnen.
  2. Erklären Sie den Teilnehmer*innen (TN), dass in Gleichland die Gleichberechtigung der Geschlechter voll verwirklicht ist. Tragen Sie in einem Brainstorming konkrete Beispiele zusammen, wie der Alltag und Strukturen in diesem Land aussehen würden. Je ein Gruppenmitglied hält die Punkte in der linken Spalte fest. Für die nächsten Schritte ist es hilfreich, wenn zwischen den Beispielen etwas Abstand ist.
  3. Dann denken die Gruppen anhand der Beispiele in der linken Spalte darüber nach, wie ihre Realität aussieht, und diskutieren, welche Schritte notwendig sind, um von der Gegenwart in ihr zukünftiges Gleichland zu gelangen. Die Schritte werden in der mittleren Spalte, jeweils neben dem entsprechenden Punkt links, notiert.
  4. Fragen Sie als Nächstes, welchen Hindernissen die TN auf dem Weg nach Gleichland begegnen könnten und wie sie diese überwinden würden. Dies soll in der rechten Spalte festgehalten werden.
Teil 2: Die Landkarte zeichnen (40 Minuten)
  1. Verschaffen Sie der Gruppe einen kurzen Überblick über die Landkarte. Zeigen Sie, wie Konturen, Berge und Flüsse gezeichnet sind und welche Symbole für Wälder, Moore, Städte, Brücken und Straßen etc. stehen.
  2. Fragen Sie die TN, ob sie Märchen oder Geschichten kennen, in denen moralische Werte durch Figuren transportiert werden, die sich auf Reisen begeben. Sprechen Sie darüber, wie zum Beispiel ein dunkler Wald als Metapher für das Böse benutzt wird oder ein roter Apfel als Symbol der Versuchung wirkt. Reisende können moralische Stärke beweisen, indem sie durch einen Strom schwimmen, oder Menschlichkeit, indem sie einem Tier in Not helfen. Fallen den TN noch weitere Symbole und Metaphern ein?
  3. Nun verteilen Sie den zweiten großformatigen Papierbogen an jede Gruppe. Jede Gruppe zeichnet ihre eigene Fantasielandkarte auf, auf der die gegenwärtige und die zukünftige Landschaft sowie der Weg, der von der einen zur anderen führt, dargestellt werden. Sie sollen selbst Symbole für die geografischen Strukturen und Wegmarken, für Herausforderungen und Lösungen entwickeln.
  4. Rufen Sie alle ins Plenum zurück, um ihre Landkarten vorzustellen.

Nachbereitung und Auswertung

Diskutieren Sie zunächst über die Zusammenarbeit in den Gruppen.

  • Hat die Übung Spaß gemacht? Warum (nicht)?
  • Wie wurde entschieden, was die Karte enthalten und wie sie gezeichnet werden soll?
  • Welche Spalte war am einfachsten auszufüllen und welche am schwersten? Warum?
  • Was sind die wichtigsten Aspekte, die das Leben in Gleichland beschreiben?
  • Welche grundlegenden Aspekte müssen sich ändern, wenn man eine Gesellschaft entwickeln will, in der die Geschlechter gleichberechtigt sind?
  • Rechtfertigt das Recht, nicht diskriminiert zu werden, eine Politik der „positiven Maßnahmen“ (zum Beispiel eine Quote) als kurzfristiges Mittel, um die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern?
  • Was wissen die TN über Gleichberechtigung und Chancengleichheit in anderen Ländern? Wie steht es im Vergleich um Chancengleichheit hierzulande?
  • Warum ist es wichtig, sich für Frauenrechte einzusetzen?
  • Welche anderen Gruppen werden in Ihrer Gesellschaft diskriminiert? Woran zeigt sich das? Welche Menschenrechte werden verletzt?
  • Wie kann man benachteiligten Gruppen durch „Empowerment“ darin unterstützen, damit ihre Rechte besser umgesetzt werden?
  • Wie kann die Gesellschaft für die Situation von benachteiligten Gruppen sensibilisiert werden?
  • Welche Rolle spielt Bildung dabei?
  • Welche Rolle spielt Menschenrechtsbildung?

Tipps für die Moderation

Einführung

Achten Sie darauf, dass sich die Gruppen konkrete Beispiele überlegen, wie das Leben in Gleichland aussehen könnte. Die Gruppen sollen möglichst eigene Beispiele nennen, aber wenn das schwierig ist, können Sie folgende Anregungen geben: Anzahl Frauen im Parlament und an der Spitze von Unternehmen; Einkommensunterschiede; Verteilung von Voll- und Teilzeitarbeitsplätzen; Zugänglichkeit und Verteilung von Freizeitaktivitäten; die Aufteilung der Familien- und Hausarbeit; sexuelle Belästigung und Gewalt; die Darstellung von Männern und Frauen in den Medien.

Möglicherweise fällt es einigen TN schwer, Symbole und Metaphern für Inhalte zu finden. Sie können sie mit folgen Beispielen unterstützen: dass etwa eine Frau eine Bildungsbrücke benutzt, um einen Fluss der Vorurteile gegen Frauen in der Justiz zu überwinden. Ein Mann könnte einen Edelstein der Zufriedenheit finden, indem er sich als Erzieher um Kleinkinder kümmert. Beziehen Sie sich in den Beispielen auf möglichst konkrete Aspekte.

Varianten

Statt zu zeichnen, können die Gruppen aus unterschiedlichen Materialien Landschaftsmodelle bauen. Dafür brauchen Sie kleine Schachteln, Eierkartons, Röhren, Papier, Steine, Zweige, Stoffreste und Wollfäden, Büroklammern etc. sowie Klebstoff, Farben und Karton als Fundament für die Modelle.

Die Methode, eine Landkarte mit dem Weg aus der Gegenwart in die Zukunft zu zeichnen, lässt sich an die meisten Themen anpassen, bei denen es darum geht, frei und fantasievoll nach Problemlösungen zu suchen.

Vorschläge zur Weiterarbeit

Nachdem sich die Gruppe mit der Gleichberechtigung der Geschlechter heute und in Zukunft beschäftigt hat, kann sie mithilfe der Methode aus der Übung „Zeitleisten“ auf berühmte Frauen in der Vergangenheit zurückblicken und mehr darüber erfahren, wie sich das Selbstverständnis und die Rolle der Frau entwickelt haben. Mehr zur Geschichte der Frauenbewegung ist zum Beispiel auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) zu finden.

In der Übung „Held*innen“ geht es ebenfalls um Geschlechtergerechtigkeit.Oder Sie beschäftigen sich mit Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und recherchieren zu Transgeschlechtlichkeit beziehungsweise Trans- und Intersexualität.

Ideen zum Handeln

Nehmen Sie Regeln an Ihrer Schule, in Ihrem Verein oder an Ihrem Arbeitsplatz hinsichtlich Chancengleichheit für alle Geschlechter unter die Lupe. Diskutieren Sie darüber, wie diese Vorgabe jeweils umgesetzt wird, ob etwas verändert oder unternommen werden muss, um die Institution zu einem Gleichland zu verändern.

Weitere Informationen

Das Konzept hinter dieser Übung nennt sich „Empowerment“. Der Begriff wird auch im Deutschen verwendet und bedeutet übersetzt so viel wie Befähigung. Empowerment ist sowohl das Mittel als auch das Ergebnis einer Pädagogik, die auch als „Befreiungspädagogik“ bezeichnet wird.

Eine Definition von Empowerment vom Deutschen Institut für Menschenrechte findet sich auch im Glossar: Empowerment zielt darauf, das politische, soziale oder ökonomische Potenzial von Personen und Gruppen zu stärken. Durch Empowerment, beispielsweise in Form von Bildung, Gesetzen oder Quotenregelungen, können Personen und Gruppen befähigt werden, beziehungsweise sich selbst befähigen, ihre Rechte auf volle Teilhabe an der Gesellschaft in Anspruch zu nehmen.

Eine weitere Definition von Empowerment liefert die internationale Organisation Oxfam: „Empowerment umfasst den Kampf gegen die Unterdrückung, durch die Millionen Menschen dazu verdammt sind, sich in ihrer Gesellschaft mit einer Rolle  abzufinden, die durch Ungleichheit oder die Verweigerung ihrer Menschenrechte gekennzeichnet ist.“

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