Übungen

Was würde Flucht für mich bedeuten?

„Der Umgang mit Flüchtlingen wird zum Prüfstein dafür, wie ernst es den europäischen Staaten mit der Wahrung der Menschenrechte ist.“

Jens Wetzel 
ehrenamtliches Mitglied bei Amnesty International

Überblick

Themen
  • Migration
  • Diskriminierung und Intoleranz
  • Menschenrechte allgemein
Komplexität

Stufe 2

Gruppengröße

5-25 Personen

Zeit

mindestens 60 Minuten

Überblick

Die Teilnehmer*innen tragen zusammen, welche Auswirkungen eine Flucht auf das Leben eines Menschen haben kann und tauschen sich hierzu aus. Dabei werden sie für die Situation von Personen, die ihre Heimat verlassen müssen sensibilisiert.

Fokus
  • Das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu bekommen
  • Schutz vor Diskriminierung
Ziele
  • Für die Situation von Geflüchteten sensibilisiert werden
  • Solidarität mit Menschen fördern, die unvermittelt aus ihrer Heimat fliehen müssen
Materialien
  • Stifte
  • Papier
  • Plakate
  • eventuell Buntstifte

Durchführung

Anleitung

  1. Stellen Sie in einem Brainstorming fest, wie viel die Teilnehmer*innen (TN) bereits darüber wissen, was Menschen in die Flucht treibt, woher sie kommen, in welche Länder sie gehen und wie die rechtliche Situation hierzulande ist. Dann können Sie besser entscheiden, wie Sie bei der Nachbereitung und Auswertung vorgehen und welche zusätzlichen Informationen Sie geben müssen. Machen Sie außerdem den Unterschied zwischen allgemeiner Migration (etwa auch, um in einem anderen Land zu studieren oder zu arbeiten) und Flucht im Speziellen deutlich.
  2. Bitten Sie die TN, sich in Einzelarbeit Gedanken zu folgenden Fragen zu machen:
    1. Stellen Sie sich vor, Sie müssten fliehen.
    2. Welche Auswirkungen hätte eine Flucht auf Ihr Leben?
    3. Was würde eine Flucht für Ihr zukünftiges Leben bedeuten, welche Wünsche und Herausforderungen können Sie sich vorstellen?
  3. Bitten Sie die TN, ihre Gedanken in einer von ihnen gewählten Form festzuhalten. Dabei kann es sich beispielweise um ein Mind-Map, ein Comic, einen Tagebucheintrag oder einen Zeitungsartikel handeln.
  4. Die TN können anschließend auf freiwilliger Basis ihre Ergebnisse im Plenum  präsentieren und mit den anderen darüber ins Gespräch kommen.

Nachbereitung und Auswertung

Sie können folgende Fragen im Plenum diskutieren:

  • Was für Probleme haben Geflüchtete hierzulande? Welche Menschenrechte werden verletzt?
  • Wie müsste eine Gesellschaft aussehen, die die Würde und Rechte von Geflüchteten anerkennt?
  • Kennen die TN Selbstorganisationen von Menschen mit Fluchterfahrung, die sich für ihre Rechte einsetzen?
  • Was kann und sollte man tun, damit Menschen gar nicht erst fliehen müssen?

Verdeutlichen Sie abschließend noch einmal, dass es für Personen ohne Fluchterfahrung nicht möglich ist, sich in die Situation von geflüchteten Personen hineinzuversetzen oder gar ihre Situation gänzlich nachzuvollziehen. Diese Übung dient lediglich einer ersten Annäherung an die Thematik.

Tipps für die Moderation

Einführung

Diese Übung eignet sich nicht, falls sich in der Lerngruppe Menschen mit Fluchterfahrung befinden. Falls Sie sich diesbezüglich nicht sicher sind, sehen Sie im Zweifelsfall davon ab.

Schaffen Sie zu Beginn der Übung bei der Gruppe ein Verständnis dafür, dass diese Übung nur ein erster Schritt in einem Sensibilisierungsprozess sein kann. Als Person, die noch nie in der Situation war, im eigenen Land verfolgt zu werden, das eigene Leben in Gefahr zu sehen und zur Flucht und zum Verlassen von Heimat, Familie, Freunden etc. gezwungen zu sein, ist es nicht möglich, dies umfänglich nachzuempfinden. Diese Übung dient also lediglich zu einem ersten Zusammentragen und Austausch möglicher Aspekte.

Vorschläge zur Weiterarbeit

Recherchieren Sie über Geflüchtete hierzulande, vor allem über ihren Alltag und ihre politische Arbeit. Die TN können zum Beispiel mit dem örtlichen Flüchtlingsrat Kontakt aufnehmen und Mitarbeiter*innen und Aktivist*innen von Selbstorganisationen interviewen.

Oder Sie befassen sich näher mit dem Alltag in einer Flüchtlingsunterkunft; siehe dazu die Übung „Alltag in einer Aufnahmeeinrichtung“.

Ideen zum Handeln

Recherchieren Sie eine Selbstorganisation von Menschen mit Fluchtgeschichte oder Organisation, die sich vor Ort für Asylsuchende und Geflüchtete einsetzt und überlegen Sie, wie Sie deren Arbeit unterstützen können; mögliche Anlaufstellen sind zum Beispiel pro Asyl oder das Netzwerk der Flüchtlingsräte.

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