Übungen

Was tun gegen Rassismus?

„Bildung durch Menschenrechte […] umfasst Formen des Lernens und Unterrichtens, welche die Rechte sowohl der Lehrenden als auch der Lernenden achten.“

Artikel 2 Absatz 2b UN-Erklärung über Menschenrechtsbildung und –training 

Überblick

Themen
  • Diskriminierung und Intoleranz
  • Rassismus
  • Frieden und Gewalt
Komplexität

Stufe 2 - 3

Gruppengröße

4–30 Personen (in Kleingruppen: 4–5 Personen)

Zeit

mindestens 120 Minuten

Überblick

In dieser Übung beschäftigt sich die Gruppe mit der Definition und den unterschiedlichen Erscheinungsformen von Rassismus und entwickelt gemeinsam konkrete Schritte, um eine Antirassismus- Strategie in der Schule (Bildungseinrichtung/Organisation) zu entwickeln oder zu stärken.

Fokus
  • Gleichheit an Würde und Rechten
  • Schutz vor Diskriminierung
  • Das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit
Ziele
  • Wissen über Rassismus und seine Erscheinungsformen vertiefen
  • Demokratische Partizipation, Kommunikation und Kooperation erlernen
  • Verantwortungsbewusstsein, Gerechtigkeit und Solidarität fördern
Materialien
  • Großformatiges Papier oder Flipchart-Papier und Marker
  • Kopien des Arbeitsblatts „Beispiele“
  • Die Verhaltensregeln der Schule (oder Organisation) und ihre Richtlinien bei rassistischen Vorfällen; je 1 Kopie für 2 Personen
  • Kopien des Arbeitsblatts „Praktische Hinweis für die Entwicklung einer antirassistischen Strategie“. Sie können die Punkte auch auf ein großes Blatt Papier schreiben
Vorbereitung

Durchführung

Anleitung

Diese Aktivität hat zwei Teile. In Teil 1 wird geklärt, was wir unter dem Begriff Rassismus verstehen; in Teil 2 wird eine Strategie für den Umgang mit rassistischen Vorfällen in der Schule (oder im Verein oder der Organisation) entwickelt.

Teil 1: Begriffsklärung: Was verstehen wir unter Rassismus?
  1. Stellen Sie den Teilnehmer*innen (TN) die Beispiele vor. Teilen Sie dafür Kopien des Arbeitsblattes aus und besprechen Sie die Fälle mit der Gruppe. Klären Sie Verständnisfragen.
  2. Führen Sie anschließend mit der Gruppe ein Brainstorming zu der Frage durch, was der Begriff „Rassismus“ meint. Notieren Sie die Stichpunkte auf einem Flipchart-Papier. Wenn das Brainstorming ins Stocken kommt, können Sie vorab kopierte Definitionen von rassistischer Diskriminierung verteilen. Achten Sie darauf, dass bei dem Brainstorming keine Stereotype oder rassistische Zuschreibungen reproduziert werden. Außerdem sollte herausgearbeitet werden, dass Rassismus sowohl auf individueller, als auch auf struktureller und institutioneller Ebene wirkt. Machen Sie außerdem deutlich, dass es nicht unbedingt darauf ankommt, was die Mehrheitsgesellschaft als rassistisch bezeichnet, sondern die Perspektive von Personen entscheidend ist, die von Rassismus betroffen sind.
  3. Fordern Sie die TN nun in Kleingruppen auf zu diskutieren, warum es wichtig ist, dass sich ihre Schule/Bildungseinrichtung/Organisation mit dem Thema Rassismus auseinandersetzt und eine klare Position dazu bezieht.
Teil 2: Entwicklung einer Strategie für den Umgang mit rassistischen Vorfällen
  1. Erläutern Sie den TN, dass in diesem Teil der Übung Leitlinien für den Umgang mit rassistischen Vorfällen entwickelt und eine entsprechende Strategie für die Schule (Einrichtung/Organisation) skizziert werden soll.
  2. Tragen Sie in einem kurzen Brainstorming die verschiedenen beteiligten Gruppen und Personen zusammen, zum Beispiel Schülerschaft, Lehrer*innen, Schulleitung, Schulsozialarbeit, Reinigungspersonal, Bibliotheksfachkräfte, Schulbusfahrer*in etc.
  3. Dann werden Kleingruppen zu je vier oder fünf Personen gebildet. Diese machen sich Gedanken über die Pflichten und Zuständigkeiten der verschiedenen Angehörigen der Schulgemeinschaft im Hinblick auf rassistische Vorfälle. Geben Sie den Gruppen 30 Minuten Zeit für die Diskussion und zur Vorbereitung eines Berichts, den sie stichwortartig auf Flipchart-Papier skizzieren.
  4. Rufen Sie alle ins Plenum zurück, um über ihre Arbeit zu berichten. Fassen Sie die Punkte auf dem Flipchart oder der Tafel zusammen.
  5. Fordern Sie die TN auf, die festgehaltenen Punkte mit eventuell bestehenden Strategien oder Richtlinien der Schule zu vergleichen. Was bedarf der Aktualisierung? Ermuntern sie nun zur Weiterentwicklung der Strategie. Jede Kleingruppe soll einen Aspekt (einen Schritt oder eine Maßnahme) ausarbeiten. Zum Beispiel: Fehlt eine allgemeine Stellungnahme der Schule zu Rassismus und Diskriminierung, dann soll eine Gruppe überlegen, wie dies erreicht werden kann. Die Gruppen können auch diskutieren, wie sie ihre Ergebnisse im Plenum vorstellen, zum Beispiel nicht nur mit ihren Texten, sondern auch mit Bildern, Collagen und lebenden Standbildern
  6. Bitten Sie die Gruppen, im Plenum über ihre Ergebnisse zu berichten und zu diskutieren, wie ihre Ideen umgesetzt werden können. Falls möglich, treffen Sie möglichst konkrete Absprachen mit der Gruppe. Hierzu können Sie beispielsweise in einer Tabelle folgende Aspekte zu den einzelnen Handlungsbedarfen festhalten:
    1. Was (muss konkret getan werden)?
    2. Wer (der Anwesenden übernimmt diese Aufgabe)?
    3. Mit wem (ist es sinnvoll sich zur Zielerreichung zu verbünden. Denken Sie dabei auch an die in Schritt 4 identifizierten Personengruppen)?
    4. Wann (soll das geschehen und trifft sich die Gruppe wieder, um die Zielerreichung zu evaluieren)?

Nachbereitung und Auswertung

Reflektieren Sie die Übung und die Gedanken, die den TN hierzu gekommen sind. Wie verbreitet ist Rassismus an Ihrer Schule und in der Gesellschaft insgesamt?

  • Wissen Sie von rassistischen Vorfällen an Ihrer Schule oder in Ihrer Gemeinde?
  • In wessen Verantwortung liegt es, dass in der Schule oder Organisation rassistische Vorfälle thematisiert und angegangen werden?
  • Eine Strategie für den Umgang mit rassistischen Vorfällen ist wichtig. Was kann und sollte getan werden, um Rassismus in der Schule wie in der Gesellschaft insgesamt abzubauen?

Tipps für die Moderation

Einführung

Achten Sie auf alle Gruppenmitglieder und passen Sie die Aktivität entsprechend an. Die TN werden sich stärker engagieren, wenn sie sich mit Themen und Aspekten aus ihrem Alltag beschäftigen können. Andererseits sollten Sie darauf gefasst sein, dass infolgedessen Gefühle hochkommen. Es ist wichtig, auf diejenigen einzugehen, die sich in der Schule selbst diskriminiert fühlen oder nun rassistisches Verhalten als solches erkennen.

Falls nicht genügend Anregungen von der Gruppe kommen, können Sie das Arbeitsblatt „Praktische Hinweise für das Entwickeln einer antirassistischen Strategie“ einsetzen und die Gruppen auffordern, die ersten vier Schritte auszuarbeiten.

Vorschläge zur Weiterarbeit

Überprüfen Sie die Passung und Wirksamkeit der Strategie regelmäßig, um sicherzustellen, dass sie ihre Ziele tatsächlich erreichen. Es ist wichtig, die Ziele und die Umsetzungsstrategie auf die tatsächlichen Gegebenheiten und den Personenkreis abzustimmen.

Wenn sich die Gruppe mit Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen beschäftigen möchte, können Sie sich die Übung „Sport für alle“ vornehmen.

Ideen zum Handeln

Arbeiten Sie weiter an den Strategien Ihrer Schule oder Organisation und sorgen Sie dafür, dass sie umgesetzt werden. Die Gruppe kann Organisationen und Programme recherchieren, die zu Rassismus in der Bildungsarbeit arbeiten, zum Beispiel das Projekt „Each One Teach One“ (EOTO) oder das Programm „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Weitere Informationen

Rassismus beschreibt eine Denkweise und Praxis, durch welche Menschen auf der Basis von vermeintlichen physischen und kulturellen Merkmalen beziehungsweise ihrer Herkunft/Nationalität in Gruppen eingeteilt werden. Diese Gruppen werden als intellektuell, moralisch und sozial verschieden konstruiert und hierarchisiert. Viele rassistische Vorfälle an Schulen oder in Organisationen werden nicht gemeldet. Daher ist es wichtig, dass Institutionen Strategien entwickeln, die sicherstellen, dass die gesamte Gemeinschaft sensibilisiert ist und Vorfälle thematisiert und aufgreift.

Informationen und Übungen zu verschiedenen Formen von Diskriminierung bieten auch die Bildungsmaterialien des Deutschen Instituts für Menschenrechte.

Arbeitsblätter

Video: Coach Köln - „Mückenstiche“. Empowerment

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