Übungen

Titelseite

„Die größte Bedrohung der Freiheit ist das Fehlen von Kritik.“

Wole Soyinka 
nigerianischer Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger (geboren 1934)

Überblick

Themen
  • Medien
  • Globalisierung
  • Umwelt
Komplexität

Stufe 3

Gruppengröße

10–24 Personen (in Kleingruppen: 4-8 Personen)

Zeit

180 Minuten

Überblick

Die Teilnehmer*innen agieren als Medienschaffende und machen die Titelseite ihrer Zeitung druckfertig. Folgende Themen werden in Kleingruppen erarbeitet:

  • Vorurteile, Klischees und Objektivität in den Medien
  • Bilder und die Rolle der Medien bei der Thematisierung von Menschenrechtsproblemen
Fokus
  • Das Recht auf Gedanken-, Meinungs- und Redefreiheit
  • Das Recht auf Nichteinmischung in Privatsphäre, Familie, Wohnung und Post
  • Das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft teilzunehmen
Ziele
  • Für Medien und ihren Umgang mit Menschenrechtsproblemen sensibilisiert werden
  • Fähigkeit zur Kommunikation und Zusammenarbeit entwickeln
  • Verantwortungsbewusstsein und Engagement für sozialen Wandel fördern
Materialien
  • Ein großer Raum, in dem 2 oder 3 Kleingruppen und das Plenum Platz zum Arbeiten haben
  • 40–45 Fotos aus Zeitungen oder Zeitschriften
  • Papier und Stifte für Notizen
  • Großformatiges Papier (DIN A3) oder Flipchart-Papier und Marker
  • Schere und Klebstoff für jede Kleingruppe
  • Tische mit großer Arbeitsfläche, so dass die Arbeitsgruppen alle ihre Papiere ausbreiten können
Vorbereitung
  • Wählen Sie etwa 40 Bilder aus Zeitschriften oder großen Zeitungen aus. Anmerkung: Sie brauchen für jede Kleingruppe Kopien derselben Bilder.
  • Legen Sie einen Satz Fotos auf einem Tisch aus.

Durchführung

Anleitung

  1. Stellen Sie die Übung vor. Erklären Sie den Teilnehmer*innen (TN), dass ein Abend in einer Zeitungsredaktion simuliert wird, an welchem eine Gruppe Medienschaffende die Titelseite ihrer Zeitung druckfertig macht. Es handelt sich zwar jeweils um Lokalzeitungen, aber alle wollen ihre Leserschaft über die globalen Themen und über Menschenrechte auf dem Laufenden halten.
  2. Zeigen Sie die Titelseite einer Zeitung als Beispiel und weisen Sie auf die Bestandteile und das Layout einer typischen Titelseite hin.
  3. Zeigen Sie den TN die ausgelegten Fotos. Sie sollen um den Tisch herumgehen und sich die Fotos ansehen, ohne Kommentare abzugeben. Erklären Sie, dass sie in dieser Übung mit diesen Bildern arbeiten sollen; sie können sie nach eigenen Vorstellungen benutzen und interpretieren.
  4. Bilden Sie dann Arbeitsgruppen zu je 4 bis 8 Personen. Jede Gruppe stellt sich vor, sie sei ein Redaktionsteam mit einer eigenen Zeitung. Die Aufgabe besteht darin, die Titelseite der morgigen Ausgabe zu entwerfen und zu layouten.
  5. Jede Gruppe gibt ihrer Zeitung einen Namen.
  6. Dann gehen die Teams an die Arbeit. Verteilen Sie zunächst nur Papier und Stifte, Klebstoff und Scheren.
  7. Gehen Sie die weiteren Arbeitsschritte mit den Arbeitsgruppen durch.
  8. Die Gruppen haben eine Stunde Zeit, vier bis fünf Geschichten auszuwählen, die sie bringen wollen. Dabei sollen sie sich auf die Wirkung der Titelseite konzentrieren. Statt jeweils die ganze Geschichte zu erzählen, sollen sie nur ein Bild auswählen, Schlagzeile mit Unterzeile und Einleitungssatz schreiben. Sie müssen nicht den Text des Artikels schreiben, sondern können den Platz dafür auf der Seite einfach mit einer schattierten Box ausfüllen.
  9. Schlagen Sie vor, zunächst zu diskutieren, welche Themen in die Zeitung kommen sollen, auf die auf der Titelseite verwiesen wird. Kündigen Sie an, dass die Fotos in zehn Minuten aus der „Bildredaktion“ geliefert werden.
  10. Wenn die Gruppen etwa zehn Minuten gearbeitet haben, geben Sie jeder Gruppe einen Satz Bilder. Geben Sie ihnen 50 Minuten Zeit für die Fertigstellung der Titelseite.
  11. Sind die Titelseiten fertig, werden sie ausgelegt, sodass alle sie lesen können. Danach gehen Sie zur Nachbereitung und Auswertung über.

Nachbereitung und Auswertung

Beginnen Sie mit einer Besprechung der Übung selbst und diskutieren Sie dann über Medien, Menschenrechtsprobleme und Engagement.

  • Wie haben die Gruppen die Arbeit organisiert? Haben alle zusammengearbeitet oder haben sie sich aufgeteilt, um einzeln oder in Zweier- oder Dreiergruppen an verschiedenen Geschichten zu arbeiten? Wie haben sie entschieden, wie sie vorgehen und welche Geschichten sie drucken wollen? Gab es eine*n Chef*in oder haben sie Entscheidungen gemeinsam getroffen? Hatten alle das Gefühl, sich einbringen und etwas beisteuern zu können?
  • Wie haben sie die Themen ausgewählt? Haben sie sich erst für ein Thema entschieden und anschließend nach einem passenden Foto gesucht, oder haben sie sich von einem bestimmten Foto inspirieren lassen und dann eine
  • Geschichte darum herumgebaut?
  • Welche Themen wurden auf die Titelseite genommen? Inwiefern hatten sie mit Menschenrechten zu tun? Gab es Themen, die alle gern drin gehabt hätten, die sie aber fallen lassen mussten? Warum haben sie sie fallen lassen?
  • Wie sehen die Titelseiten der Gruppen im Vergleich aus? Wurden dieselben Themen oder Fotos verarbeitet? Wie wurden sie platziert?
  • Haben mehrere Gruppen dasselbe Bild verwendet, aber auf unterschiedliche Weise?
  • Welche Nachrichtenmedien (TV, Radio, Zeitung, Internet…) werden von Menschen wie genutzt? Welche Gründe kann es geben, die Nachrichten zu verfolgen oder auch, sie nicht zu verfolgen?
  • Hatten die Redaktionsteams in dieser Simulation eine reale Titelseite als Vorbild?
  • Wie lässt sich die Aufmerksamkeit der Leserschaft am besten einfangen?
  • Welche Art von Nachrichten herrscht in den echten Medien vor?
  • Werden Menschenrechtsprobleme in den Nachrichten allgemein gut abgebildet und dargestellt?
  • Falls Personen auf den Bildern gezeigt werden: Wie werden die Menschen dargestellt? Ist die Darstellung angemessen/abwertend/stereotyp?
  • Was vermutet die Gruppe: Wissen die abgebildeten Menschen, dass sie fotografiert wurden? Haben sie ihr Einverständnis dazu gegeben?
  • Welche Geschichten werden mit Menschenrechten in Zusammenhang gebracht?
  • Eine der wichtigsten Fragen bei der Diskussion über Medien ist deren „Objektivität“. Halten es die TN für möglich und notwendig, Nachrichten objektiv darzustellen?
  • Um welche Menschenrechte oder Menschenrechtsverletzungen ging es in den Geschichten?
  • Wurde in den Berichten versucht, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung, Nord und Süd, Entwicklung und Umwelt, Reich und Arm etc. aufzuzeigen? Wie werden diese Themen in realen Medien dargestellt?
  • Welches Bild bekommen die TN von Menschen in anderen Teilen der Welt durch die Medien vermittelt?
  • Fehlten bei den Fotos wichtige Themen oder Probleme?

Tipps für die Moderation

Einführung

Bei der Auswahl der Fotos für diese Aktivität sollten Sie auf eine möglichst große Vielfalt achten und Klischees vermeiden (in afrikanischen Ländern gibt es weit mehr als Kriege und Hungerkatastrophen). Die Nachrichten sind oft voll von Gewalt, Krieg und anderen Katastrophen und enthalten eher selten positive Botschaften. Geben Sie den Redaktionsteams Gelegenheit, neben Bildern mit „schlechten“ auch solche mit „guten“ Nachrichten auszuwählen. Die verschiedenen Bilder sollten im Hinblick auf Alter, Geschlecht, ethnische und kulturelle Gruppen, geografische Lage etc. vielfältig sein. Berücksichtigen Sie auch die Interessen der jungen Menschen für aktuelle Ereignissen und Prominente. Am Ende der Übung finden Sie als Anregung einige Bilder.

Erläutern Sie bei der Einführung zur Übung die Bestandteile und das Layout einer typischen Titelseite: die prägnante Schlagzeile, die die Aufmerksamkeit der Leserschaft einfangen soll; die Unterzeile (zum Beispiel „Korrespondent Mohammad Schmidt”). Anschließend folgen eine kurze Einleitung (eine Art „Teaser“, der Lust machen soll, den ganzen Artikel zu lesen) zur Geschichte und dann der eigentliche Artikel. Sprechen Sie darüber, wie Bilder benutzt werden, um die Geschichte zu unterstützen oder die Aufmerksamkeit der Leserschaft zu gewinnen. Sprechen Sie auch über das, was die Bilder nicht zeigen! Erläutern Sie, wie Fotos bearbeitet werden, um das Auge auf etwas Bestimmtes zu lenken. Es kann lehrreich sein, dies anhand einer fremdsprachigen Zeitung zu demonstrieren; so ist es leichter, den Inhalt zu ignorieren und stattdessen auf die Wirkung von Bildern zu achten.

Besprechen Sie, wie Bildunterschriften formuliert werden. Ermuntern Sie die Gruppen, bei ihren Ideen und Darstellung kreativ zu sein. Sie können schreiben, die Bilder beschneiden und Cartoons zeichnen. Ihre Zeitungen können seriös, humoristisch oder satirisch sein. Entscheiden Sie je nach Gruppe, wie viel Sie darüber sagen oder ob Sie sie einfach machen lassen und abwarten, was dabei herauskommt.

Varianten

Eine Alternative wäre die Gestaltung und Präsentation einer Nachrichtensendung im Radio, Fernsehen oder im Internet. Denkbar ist auch die Nutzung einer selbst ablaufenden Präsentation mit aufgenommenem Text. Oder Sie gestalten eine Website oder ein Blog.

Vorschläge zur Weiterarbeit

Diskutieren Sie einzelne Aspekte der von den Gruppen für ihre Nachrichten ausgewählten Rechte. Wie werden diese zum Beispiel hierzulande thematisiert? Die TN können eine Lokalzeitung, einen Radio- oder TV-Sender oder auch Blogger*innen kontaktieren und mit Medienschaffenden über ihre Arbeit sprechen, über Objektivität und wie globale und Menschenrechtsthemen in den Medien dargestellt werden.

Interessiert sich die Gruppe für Bilder und wie sie Medien einsetzen beziehungsweise missbräuchlich verwenden, dann gefallen ihr vielleicht Übungen wie „Ein Teil des Bildes“ oder „Bildunterschriften“, die am Ende der Aktivität „Bilderspiele“ beschrieben werden. Wenn die Gruppe Spaß an schnellem Denken hat, könnte sie die Übung „Nur eine Minute“ machen. Sie handelt vom Zusammenhang zwischen Sport und Menschenrechten.

Ideen zum Handeln

Manche Lokalradios geben Gruppen vor Ort Gelegenheit, eigene Sendungen zu produzieren. Erarbeiten Sie ein Gruppenprojekt: Recherche und Produktion einer Radiosendung über ein Thema, das die Gruppe betrifft, zum Beispiel mit dem Titel: „Global denken, lokal handeln“.

Der Mediendienst Integration hat eine Expertise erstellen lassen, wie Geflüchtete die Medien nutzen. Die Gruppe kann Geflüchtete (oder andere Personen) vor Ort unterstützen, etwas Ähnliches aufzubauen..Nutzen Sie lokale (Radiosender, Zeitungen) und globale Medien einschließlich der sozialen Netzwerke wie Instagram, Facebook, Twitter und Blogs, um die Botschaften der Gruppe zu verbreiten.

Weitere Informationen

Einige Themen der Übung:

a) Medien
  1. Erwachsene und Jugendliche werden über unterschiedliche Kanäle mit Informationen und Nachrichten überflutet. Wie nutzen und filtern sie diese Informationen? Welche Nachrichten- und Informationsquellen nutzen die TN?
  2. Viele Medien finanzieren sich über Werbung und sind so von der Anzahl der Personen abhängig, die ihre Portale nutzen. Sie versuchen, Menschen durch vereinfachte Inhalte, Klischees und Sensationsjournalismus auf sich aufmerksam zu machen. Hierunter leidet oft die Qualität.
  3. Besonders wichtig ist gute Berichterstattung, wenn es um Ungleichheit geht, vor allem im Zusammenhang mit Ländern des Globalen Südens. Nachrichten aus diesen Ländern werden meist durch eine Brille des Globalen Nordens betrachtet und dargestellt. Das Ergebnis ist oft negativ und bedrückend; Zusammenhänge werden einseitig dargestellt. Stimmen Sie dem zu?
  4. Die Verbreitung der Internetnutzung hat den Journalismus in Bedrängnis gebracht. Neil Henry, ehemaliger Korrespondent der Washington Post und Professor für Journalismus an der University of California in Berkeley, stellte einmal fest: „Ich sehe eine Welt, in der die Suche nach Wahrheit im öffentlichen Interesse als kultureller Wert unserer Gesellschaft im Technologiechaos untergeht; eine Welt, in der professioneller Journalismus, der sich an allgemein akzeptierten ethischen Werten orientiert, in unseren ausufernden Nachrichten- und Informationssystemen immer seltener wird, und dass wir ins Internet abwandern, um beim jeweils neuesten heißen Ding mitzumachen. (…) Mittlerweile fürchte ich eine Zukunft mit immer weniger ausgebildeten Journalisten, in der man keine Nachrichten mehr findet, sondern nur noch das jüngste ‚Geblaffe‘ von Bloggern, die bei Muttern im Wohnzimmer hocken und Informationen aus zweiter oder dritter Hand weiterverbreiten, gefälschte Nachrichtenberichte von Regierungsbeamten und clever als Journalismus verkleidete PR von Werbekunden, die nur eines wollen: verkaufen, verkaufen, verkaufen“. Sehen Sie die Entwicklung des Journalismus auch so kritisch?
  5. Blogs und Posts in sozialen Netzwerken bringen uns das, was in der Welt passiert, viel näher. Rohmaterial ist eindrucksvoll; siehe die Schnelligkeit und Wirkung von Blogs, selbst gedrehten Videos und Postings von Naturkatastrophen und Unglücken in sozialen Netzwerken. Was ist entscheidend für die Qualität von Nachrichten?
  6. Das Internet hat dazu geführt, dass Menschen weltweit Zugang zu Nachrichten und Informationen aus Quellen aller Länder haben und selbst Nachrichten verbreiten können. Dadurch wird Zensur viel schwieriger. Wie bewerten Sie dies?
  7. Ist Objektivität in der Berichterstattung und die Berücksichtigung aller Beteiligten möglich oder wünschenswert?
b) Menschenrechtsthemen

Medien sind wichtig, um die Öffentlichkeit auf Menschenrechte, ihre Bedeutung für ihr Leben und mögliche Verletzungen aufmerksam zu machen. Wir alle sollten kritisch beobachten, was uns präsentiert wird – und was nicht – und wie Informationen und Fakten dargestellt werden. So werden zum Beispiel die Kämpfenden in einem Krieg je nach politischem Standpunkt in der einen Zeitung als Freiheitskämpfer*innen, in der anderen als Terrorist*innen dargestellt.

c) Engagement

Einige Fotos in der Simulation sollen Möglichkeiten zeigen, wie sich insbesondere junge Menschen konkret engagieren können. Als Lehrperson, Jugendarbeiter*in etc. wollen wir junge Menschen motivieren, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Wir fragen uns, wie das am besten zu bewerkstelligen ist, und überlegen, ob die Angebote Jugendliche wirklich ansprechen. Vielleicht geben uns die von den Jugendlichen ausgewählten Fotos einen Hinweis darauf.

Anmerkung: Diese Übung wurde entwickelt aus „The News Factory“, ursprünglich auf Niederländisch entworfen von Rob Adriansen und dem Greenwich-Team für NCOS, der flämischen Plattform für NGOs im Entwicklungsbereich. Sie wurde später von Nele Hiers für EFIL (European Federation for Intercultural Learning) ins Englische übersetzt und abgewandelt.

Arbeitsblätter

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