Übungen

Netzwerk des Lebens

„Zupf an einem Ding in der Natur, und du merkst, dass die ganze Welt daran hängt!“

Überblick

Themen
  • Umwelt
  • Globalisierung
  • Gesundheit
Komplexität

Stufe 2

Gruppengröße

10+ Personen

Zeit

30 Minuten

Überblick

Diese Übung ist ein Brainstorming zum Thema Nahrungskette.
Es geht um:

  • Die wechselseitige Abhängigkeit von Lebewesen
  • Die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Umwelt
Fokus
  • Das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit
  • Das Recht der Völker, über ihren natürlichen Reichtum frei zu verfügen
Ziele
  • Die gegenseitige Abhängigkeit von Lebewesen erkennen
  • Zusammenarbeit und kritisches Denken lernen
  • Den Wert des Lebens respektieren lernen
Materialien
  • Ein Knäuel dünne Schnur oder kräftige Wolle

Durchführung

Anleitung

Die Übung besteht aus drei Teilen. Teil 1: Die Erschaffung des Netzwerks des Lebens. Teil 2: Seine Zerstörung. Teil 3: Ein Brainstorming über Umweltschutzaktionen.

Teil 1
  1. Alle Teilnehmer*innen (TN) stehen im Kreis.
  2. Erklären Sie, dass die TN die Vernetzungen in der Natur im Modell anhand der Nahrungskette nachbilden wollen.
  3. Sie fangen an. Halten Sie das Knäuel in der Hand und nennen Sie eine Grünpflanze, zum Beispiel Kohl.
  4. Halten Sie das Ende der Schnur fest und werfen Sie das Knäuel jemandem im Kreis gegenüber zu. Das Knäuel wird aufgefangen. Nun verläuft zwischen Ihnen beiden eine gespannte Schnur.
  5. Wer das Knäuel gefangen hat, muss ein Tier nennen, das Kohl frisst, zum Beispiel eine Raupe. Dann hält er oder sie das Ende der Schnur fest und wirft das Knäuel einer dritten Person gegenüber zu.
  6. Diese dritte Person überlegt sich ein Tier, das Raupen frisst, etwa ein Vogel, vielleicht sogar eine bestimmte Vogelart, zum Beispiel die Drossel. Dann wirft sie das Knäuel einer vierten Person zu.
  7. Die TN spielen immer weiter und werfen das Knäuel dabei kreuz und quer über den Kreis hinweg, bis das „Netzwerk des Lebens“ entstanden ist. Wenn ihnen kein weiteres Glied in der Kette einfällt, beginnen sie eine neue. Die TN können solange spielen, bis alle mindestens einen Teil der Schnur in der Hand halten.
Teil 2
  1. Nun sollen die TN nacheinander Beispiele für Dinge nennen, die dieses Netz beschädigen (zum Beispiel Autobahnen über Ackerland, Überfischung oder die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas). Wer ein Beispiel genannt hat, lässt seine Schnur los.
  2. Am Ende betrachten alle den Haufen verschlungener Fäden, die auf dem Boden liegen.
Teil 3
  1. Alle TN überlegen, was sie selbst Praktisches tun können, um die Lebensbedingungen für Pflanzen, Tiere und Menschen zu verbessern. Zum Beispiel ihren Müll nicht in der Natur entsorgen, Gewässer nicht durch Schadstoffe belasten oder die Artenvielfalt von Insekten im (Schul)Garten fördern. Alle suchen sich mindestens eine Aktivität aus, die sie in ihrem Leben zukünftig umsetzen wollen.
  2. Jede Person, die sich für ein Vorhaben entschieden hat, hebt ein beliebiges Stück Schnur vom Boden auf.
  3. Zum Schluss betrachten die TN für eine Minute das neue Netz. Weisen Sie darauf hin, dass es nicht mehr dasselbe Netz ist wie am Anfang: Die Eingriffe und Folgen in der Natur können nicht spurlos rückgängig gemacht, wohl aber alternative Lösungen und eine Form der Stabilisierung entwickelt werden.

Nachbereitung und Auswertung

Fragen Sie zunächst, wie sich die TN fühlten, als sie erst zusahen, wie das Netzwerk zerstört wurde, und dann ein neues schufen. Sprechen Sie dann über die aufgekommenen Themen und was für den Umweltschutz getan werden muss.

  • Was für ein Gefühl war es zu sehen, wie das Netzwerk nach und nach zusammenfiel?
  • War es leicht, Tiere und Pflanzen an verschiedenen Stellen der Nahrungskette zu nennen? Wie gut wissen wir über die Vorgänge in der Natur Bescheid?
  • Spielt es für die TN und ihr Umfeld eine Rolle, wenn Lebewesen in anderen Regionen der Erde, zum Beispiel Eisbären in der Arktis, in den nächsten zehn Jahren aussterben? Welche Auswirkungen hätte dies?
  • Welches Gefühl hatten die TN, als das neue Netzwerk entstand?
  • War es leicht, Ideen zu entwickeln, um die durch Menschen verursachten Umweltschäden zu verringern?
  • Wie wirksam sind Einzelaktionen? Welche Aktionen brauchen die Beteiligung vieler Menschen, bei welchen können alle viel bewegen? Wie können Menschen hierüber informiert und motiviert werden?
  • Wer ist für den Umweltschutz verantwortlich? Die Vereinten Nationen, Regierungen, NGOs, einzelne Menschen?
  • Die Wechselwirkungen zwischen Organismen und ihrer Umwelt sind sehr komplex und die globalen Folgen einer bestimmten Handlung sind nicht leicht vorherzusagen. Wie können Zusammenhänge trotzdem dargestellt werden?
  • Mit Hilfe welcher Kriterien sollen Entscheidungen über die Nutzung von Ressourcen und Eingriffe in die Natur getroffen werden? Zum Beispiel darüber, ob man einen Wald abholzen soll, um das Land für Ackerbau zu nutzen?
  • Artikel 1 des Internationalen Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte besagt, dass „alle Völker für ihre eigenen Zwecke frei über ihre natürlichen Reichtümer und Mittel verfügen“ können. Bedeutet dies, dass jeder Mensch frei über die Nutzung von Ressourcen wie Wasser, Erdöl oder seltene Erden entscheiden darf?
  • Wir sind davon abhängig, dass uns die Umwelt Nahrung und saubere Luft zur Verfügung stellt. Ohne „gesunde“ Umwelt könnten wir nicht existieren, sie ist eine Bedingung des Lebens. Ist der Respekt vor der Umwelt also eine vorrangige Pflicht, die unser Nutzungsrecht einschränkt (etwa so wie unsere Pflicht, die Rechte und Freiheiten anderer Menschen zu respektieren, unsere eigenen Rechte als Individuen einschränkt)?
  • Brauchen wir weitere Menschenrechte, die uns vor den Folgen des Klimawandels bewahren?

Tipps für die Moderation

Einführung

Diese Übung funktioniert am besten mit 10 bis 15 Personen. Ist Ihre Gruppe sehr groß, bilden Sie mehrere kleinere Gruppen.

Jede Nahrungskette sollte tatsächliche oder mögliche Beziehungen aufzeigen, zum Beispiel: Gras – Schafe – Menschen. Oder Plankton – Wale. Oder Plankton – Heringe – Schweine (Schweine werden oft mit Fischmehl gefüttert) – Menschen. Vergessen Sie nicht, dass beim Tod eines Tieres sein Körper von Bakterien zersetzt und die so freigewordenen Mineralien von Kleinstlebewesen und Grünpflanzen aufgenommen werden können. So beginnt der Kreislauf des Lebens von neuem. Viele Milliarden solcher Kreisläufe vernetzen sich zu großen Netzwerken. Die TN sollen sich so viele Nahrungsketten wie möglich überlegen. Denken Sie an Beispiele in unterschiedlichen Lebensräumen: Wälder, Berge, Moore, Teiche, Wüsten, Flüsse und Meere. Eventuell müssen Sie gelegentlich eingreifen und erklären, wie Mineralien ins Meer gelangen und vom Phytoplankton (pflanzlichem Plankton) aufgenommen werden. Den Übergang vom marinen zum terrestrischen Lebensraum könnte man zum Beispiel so erläutern: Eine Möwe, die eine Strandkrabbe gefressen hat, fliegt landeinwärts, um auf einem Acker nach Nahrung zu suchen. Dort stirbt sie. Fällt jemandem kein neues Glied in der Nahrungskette mehr ein, bitten Sie die anderen um Vorschläge.

Wenn im 2. Teil die ersten TN ihre Schnüre fallen lassen, wird das noch keine große Wirkung haben, weil die sich überkreuzenden Schnüre das Netz noch relativ gut zusammenhalten. Aber wenn dann immer mehr Schnüre fallen, liegt irgendwann ein Haufen Schnur auf dem Boden, umringt von Menschen.

Machen Sie sich in Teil 3 auf einige kontroverse Antworten auf die Frage „Wodurch wird das Netzwerk angegriffen, instabil oder zerstört?“ gefasst. Einige TN, zum Beispiel Vegetarier*innen, sagen vielleicht, der Fleischkonsum zerstöre das Netz. Akzeptieren Sie die Ansicht und bitten Sie andere um ihre Meinung. Lassen Sie sich in dieser Phase jedoch nicht in große Debatten verwickeln, sondern spielen Sie zu Ende und kommen Sie dann bei der Nachbereitung darauf zurück.

Verlieren Sie sich in der Diskussion nicht in Einzelheiten, sondern behalten Sie das eigentliche Thema der Übung im Auge: die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Umwelt.

Lesen Sie am besten erst in Kapitel 5 „Globale Themen im Menschenrechtsschutz“ (PDF, 4,5 MB) die Informationen zu Umwelt, bevor Sie die Fragen über den Zusammenhang zwischen Menschenrechten und Umwelt stellen. Diese Übung eignet sich gut für den naturwissenschaftlichen Unterricht.

Vorschläge zur Weiterarbeit

Führen Sie ein Brainstorming über erfolgreiche Umweltaktionen durch. Auf der ganzen Welt arbeiten viele Menschen daran, den nachfolgenden Generationen eine nachhaltige Umwelt zu erhalten.

Mit dieser Übung lässt sich eine Debatte über Menschenrechte und Umwelt anregen. Wäre es zum Beispiel gut, wenn es ein Menschenrecht auf Umwelt gäbe, so wie es andere Menschenrechte gibt? Hat die Umwelt einen Wert an sich, der über ihren Nutzwert hinausgeht? Ist es sinnvoll, Tieren Rechte zuzugestehen?

Die nachhaltige Nutzung von Ressourcen erfordert politischen Willen, Zeit, Mühe und Geld. Wie viel mehr könnten alle Länder für Umweltbildung, wissenschaftliche Forschung und praktischen Umweltschutz tun, wenn sie weniger für Rüstung und Militär ausgäben! Wenn sich die Gruppe mit diesen Themen näher befassen möchte, könnte sie sich die Übung „Wie viel brauchen wir?“ vornehmen.

Der Klimawandel beeinträchtigt alle Lebewesen überall. Gravierende Auswirkungen wie etwa Überschwemmungen, Wüstenbildung und der Anstieg der Meeresspiegel führen dazu, dass viele Menschen an ihrem angestammten Wohnort nicht mehr überleben können und gezwungen sind, von dort wegzuziehen. Wenn Sie sich näher mit diesem Themenfeld befassen wollen, finden Sie in den Bildungsmaterialien des Deutschen Instituts für Menschenrechte weitere Informationen.

Ideen zum Handeln

Beteiligen Sie sich an Umweltprojekten vor Ort. Es gibt viele NGOs, die Sie kontaktieren können.

Weitere Informationen

In der Natur hängt alles miteinander zusammen. Lebende und nicht lebende Materie sind durch Kreisläufe miteinander verbunden (zum Beispiel Kohlenstoffkreislauf und Wasserkreislauf). Zu diesen Kreisläufen gehören auch Nahrungsketten. Eine Nahrungskette beginnt, wenn eine Grünpflanze mithilfe von Sonnenlicht, Bodenmineralien und Wasser ihre Nahrung aufbaut, aus der sie Energie zum Leben und Wachsen gewinnt. Wird eine Grünpflanze wie etwa Kohl gegessen, dann werden in den Blättern gespeicherte Mineralien und Energie weitergegeben und, beispielsweise von der Raupe, zum Leben und Wachsen verwertet. Jedes Tier, das von einem anderen gefressen wird, gibt seine Energie und Mineralien in der Nahrungskette weiter. Wenn ein Tier am oberen Ende der Nahrungskette stirbt, dann wird sein Körper von Bakterien „gefressen“ und zersetzt sich dabei. Die darin vorhandenen Mineralien werden von Grünpflanzen aufgenommen und es beginnt eine neue Nahrungskette.

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