Aufgrund der komplexen Problemstellung eignet sich diese Aktivität am besten für eine fortgeschrittene Gruppe, die gut diskutieren kann. Es müssen viele Informationen aufgenommen werden und der Text auf den Rollenkarten setzt ein bestimmtes Vorwissen zur Menschenrechts- und Umweltterminologie voraus. Sie können die Übung auf zwei Zeitabschnitte verteilen und den Gruppen dazwischen Zeit geben, die Rollenkarten zu lesen und über die Probleme nachzudenken.
Ein wichtiges Ziel der Übung ist, junge Menschen mit den Grenzen ihrer eigenen kulturellen Perspektive zu konfrontieren und sie dazu zu bringen, ihre Einstellungen zur nachhaltigen Nutzung wild lebender Tierarten zu überdenken. Für viele Menschen ist der Walfang ein emotional stark besetztes Thema, zu dem sie eine klare Meinung haben. Daher stellt dieses Thema eine echte Herausforderung dar. Fragen Sie, wie die Anwesenden reagieren würden, wenn man ihnen bestimmte Speisen verbieten würde, die zu ihrer Kultur, ihrem Lebens und ihren Traditionen gehören. Ein weiteres Ziel besteht darin, Konsensfähigkeit zu entwickeln. Aus diesem Grund wird die Versammlung in dieser Übung von der imaginären Organisation KRUND (Kultur, Rechte, Umwelt, Nachhaltigkeit und Dialog) moderiert.
Im ersten Schritt von Teil 2 kann es hilfreich sein, einige Fragen auch durch Recherche zu vertiefen:
- Warum sind Wale wichtig? Welche wirtschaftlichen, historischen, ökologischen und spirituellen Gründe gibt es dafür?
- Sind Grauwale vom Aussterben bedroht? Welche wissenschaftlichen Belege gibt es dafür?
- Warum soll (nicht) dafür gesorgt werden, dass die Makah kein Walfleisch mehr essen? Anhänger*innen des Judentums und des Islams zum Beispiel essen häufig kein Schweinefleisch, versuchen aber nicht, es anderen zu verbieten.
- Können die Makah ihre Walfangmethode ändern? Vergessen Sie nicht, dass ein Wandel kultureller Praktiken möglich ist und auch stattfindet: So ist es zum Beispiel durch AIDS in vielen Kulturen auf der ganzen Welt inzwischen nicht mehr tabu, über Sexualität zu sprechen.
- Falls es zu einer Übereinkunft kommt, wie müsste sie überwacht werden, um den Schutz der Wale tatsächlich durchzusetzen? Gibt es freien Zugang zu Informationen? Wer soll darüber entscheiden, ob die Walbestände in einem bestimmten Jahr ausreichend groß sind? Und wie kann Betrug verhindert werden?
Eventuell müssen Sie nachprüfen, ob die Begriffe und Konzepte auf den Rollenkarten verstanden werden. Zum Beispiel:
Indigene Völker
Es gibt keine eindeutigen Kriterien um indigene Völker zu definieren. Allgemein formuliert sind sie die Nachkommen von Völkern, die in einem bestimmten Gebiet lebten, bevor die Kolonialmächte kamen und willkürliche Staatsgrenzen zogen. Der Staat, in dem sie heute leben, betrachtet sie in der Regel als Minderheiten. Häufig sind sie in Gruppen organisiert. Die UN-Generalversammlung beschloss 2007 die Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker. Nach dieser Erklärung sollen indigene Völker folgende Rechte genießen: ein Recht auf Selbstbestimmung, ein Recht, frei über ihre wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung zu entscheiden, und ein Recht auf Würde und Vielfalt ihrer Kulturen.
Das Vorsorgeprinzip
Das Vorsorgeprinzip besagt, dass Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden müssen, wenn ein Eingriff die menschliche Gesundheit oder die Umwelt bedroht, selbst wenn manche Ursache-Wirkungs-Beziehungen wissenschaftlich nicht zweifelsfrei bewiesen sind. Das heißt, dass auch bei Zweifeln gehandelt werden muss, wobei die Beweislast bei denen liegt, die Risiken produzieren. Alternativen zu potenziell gefährlichen Eingriffen müssen geprüft werden und die Beschlussfassung muss unter Beteiligung der Betroffenen stattfinden.
Nachhaltigkeit
Im Jahr 1989 definierte die UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, auch Brundtlandt-Kommission genannt, nachhaltige Entwicklung als „Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“ „Nachhaltige Nutzung“ ist ein Begriff, der nur auf erneuerbare Ressourcen anwendbar ist: Er bedeutet die Nutzung der Ressource in einem Maße, das ihre Selbsterneuerung erlaubt. Man hat sich weltweit auf das Prinzip der nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen der Erde geeinigt, das auf wissenschaftlichen Aussagen und objektiven Daten beruht.