Übungen

Arbeit und Kinder

„Sie wollen berufstätig sein? Dann schaffen Sie sich bloß keine Kinder an!“

Überblick

Themen
  • Arbeit
  • Gleichberechtigung der Geschlechter
  • Diskriminierung und Intoleranz
Komplexität

Stufe 2

Gruppengröße

10-25 Personen (in Kleingruppen bis max. 5 Personen)

Zeit

90 Minuten

Überblick

Bei diesem Rollenspiel geht es um:

  • Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz
  • Das Recht, eine Familie zu gründen
  • Das Recht auf Arbeit
Fokus
  • Das Recht auf günstige Arbeitsbedingungen und gewerkschaftliche Organisation
  • Das Recht, zu heiraten und eine Familie zu gründen
  • Schutz vor Diskriminierung
Ziele
  • Über die reproduktiven Rechte informieren
  • Lernen, kritisch zu denken und zu diskutieren
  • Aufgeschlossenheit, Gerechtigkeitssinn und gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein fördern
Materialien
  • Ein großer Bogen Papier, Flipchart-Papier oder Tafel, ein Marker
  • Platz für Kleingruppenarbeit und Rollenspiel
  • Requisiten für das Rollenspiel, Tisch und Stühle, Stift und Papier
Vorbereitung
  • Übertragen Sie das Szenario auf eine Tafel, einen großen Bogen Papier oder Flipchart-Papier

Durchführung

Anleitung

  1. Die Übung besteht aus einem Rollenspiel über die so genannten reproduktiven Rechte von Frauen am Arbeitsplatz. Führen Sie ein kurzes Brainstorming zu diesem Thema durch, damit alle Teilnehmer*innen (TN) wissen, was damit gemeint ist.
  2. Es werden Kleingruppen zu maximal 5 Personen gebildet.
  3. Lesen Sie die Situationskarte laut vor.
  4. Geben Sie den Kleingruppen 20 Minuten Zeit, sich einen Schluss für die Geschichte auszudenken und darauf aufbauend ein Rollenspiel zu entwerfen. Das Rollenspiel sollte mit dem Termin zwischen Frau Valdez und Herrn Wladstock beginnen und nicht länger als 5 Minuten dauern.
  5. Jede Kleingruppe führt ihr Rollenspiel vor. Kommentare finden in der Auswertung Platz.

Nachbereitung und Auswertung

Zunächst berichtet jede Kleingruppe, wie sie ihr Rollenspiel entwickelt hat, und die Zuschauer*innen geben ihre Kommentare dazu. Diskutieren Sie dann, was dies bedeutet und was gegen eine derartige Diskriminierung getan werden müsste.

  • War jemand von der Situation überrascht?
  • Wie haben die Gruppen entschieden, wie die Sache ausgehen sollte?
  • Waren die Schlüsse realistisch? Was waren die Stärken und wo lagen die Schwachstellen, wie Frau Valdez sich in den einzelnen Sequenzen verhalten hat? Wie könnte Frau Valdez sich durchsetzen, ohne aggressiv oder unterwürfig zu werden?
  • Welche Rechte haben schwangere Personen am Arbeitsplatz hierzulande?

Hierzu könnten die TN die gesetzlichen Vorlagen aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz für ihren Kontext erarbeiten (siehe weitere Informationen).

  • Warum wollte die Firma Frau Valdez eine solche Bedingung aufzwingen? Ist das gerecht? Warum (nicht)?
  • Wurden Menschenrechte verletzt? Wenn ja, welche?
  • Wo könnte Frau Valdez sich beschweren? Welche Konsequenzen können sich dabei ergeben - sowohl für Herrn Wladstock als auch für Frau Valdez?
  • Würde dasselbe passieren, wenn Frau Valdez ein Mann wäre? Warum (nicht)?
  • In welchen anderen Situationen können reproduktive Rechte von Menschen verletzt werden?
  • Was sollte man nach Meinung der TN tun, um die so genannten reproduktiven Rechte zu fördern und zu schützen?

Tipps für die Moderation

Einführung

Überlegen Sie, ob Sie gleichgeschlechtliche oder gemischte Kleingruppen bilden wollen. Die Entscheidung für gleichgeschlechtliche Gruppen führt erfahrungsgemäß oft zu provokanteren Schlüssen und einer vielschichtigen Diskussion. Es kann sein, dass einigen TN der Begriff „reproduktive Rechte“ nicht bekannt ist. Dann können Sie folgende Hinweise geben: Zu den reproduktiven Rechten gehören:

  • Freie Wahl der Partner*innen
  • Selbstbestimmtes Leben der Sexualität und der Schutz vor Zwang zu sexuellen Handlungen
  • Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung
  • Entscheidungsfreiheit für oder gegen Kinder
  • Zugang zu Informationen über Verhütung und zu sicheren, effektiven und bezahlbaren Verhütungsmitteln, gestützt durch sichere und einfühlsame Betreuung bei Schwangerschaft oder bei Schwangerschaftsabbruch: würdeund respektvolle Behandlung der Frauen und Wahrung ihrer Intimsphäre
  • Umfassende, diskriminierungsfreie Aufklärung und Beratung über Reproduktion, Familienplanung und Sexualität Die Frage, ob die Menschenrechte von Frau Valdez verletzt wurden, kann zu Kontroversen über das Thema Schwangerschaftsabbruch und damit über die Entscheidungsfreiheit der Frau versus den Rechten des Embryos führen.

Varianten

Arbeiten Sie mit der Methode Forumtheater (siehe Kapitel 1 „Menschenrechtsbildung und Kompass: eine Einführung" (PDF, 348 KB)). Statt Kleingruppen zu bilden, können Sie zwei Freiwillige bitten, Frau Valdez und Herrn Wladstock darzustellen. Der Rest der Gruppe bildet das Publikum. Unterbrechen Sie die Vorstellung in Abständen und bitten Sie die Zuschauer*innen um Kommentare und Vorschläge, wie das Stück weitergehen soll. Alternativ können Einzelne aus dem Publikum verschiedene Rollen übernehmen, um dem Rollenspiel einen anderen Blickwinkel und eine andere Richtung zu geben.

Manche finden Rollenspiele schwierig, dann können Sie stattdessen Geschichten erzählen lassen. Bilden Sie Kleingruppen und geben Sie ihnen je eine Kopie der Geschichte. Diese sollen sie diskutieren und mit einem Schluss ergänzen. Anschließend geben die Kleingruppen im Plenum Feedback und vergleichen die verschiedenen Schlüsse.

Vorschläge zur Weiterarbeit

Die Übung kann gut im Zusammenhang mit Sexualkunde oder mit Unterstützung von Sexualpädagog*innen durchgeführt werden. Oder sie kann in eine Veranstaltung zum Internationalen Frauentag (8. März) oder dem Internationalen Tag der Familie (15. Mai) integriert werden.

Die Gruppe kann sich über reproduktive Rechte informieren. Danach kann sie Frauen und Arbeitgeber*innen befragen, um herauszufinden, wie die Gesetze in der Praxis umgesetzt werden.

Die Gruppe kann sich auch mit der sexuellen Aufklärung befassen: Deckt sie alle Aspekte der reproduktiven Rechte ab?

Die Gruppe kann sich über das Recht auf Gleichstellung und Nichtdiskriminierung informieren, sich hierzu austauschen und über Anlauf- und Beratungsstellen informieren.

Wenn Sie andere Formen der Diskriminierung am Arbeitsplatz untersuchen wollen, können Sie sich mit der Übung „Ungleiche Löhne“ befassen. Oder Sie recherchieren über die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf.

Interessiert sich die Gruppe für geschlechtliche Vielfalt und verschiedene Familienformen, können Sie bei der Bildungsinitiative „Queerformat“ nach Informationsmaterial suchen.

Ideen zum Handeln

Die TN können Fragen der reproduktiven Rechte an ihrer Schule oder im Verein aufgreifen.

Die Gruppe kann auch nach lokalen NGOs recherchieren, die sich für die reproduktiven Rechte der Frauen einsetzen und sich an ihren Debatten und Kampagnen beteiligen.

Weitere Informationen

Reproduktive Rechte können auf vielfältige Weise verletzt werden. Ein besonders schwerwiegender Eingriff stellt die zwangsweise Sterilisation von Menschen dar, wie sie früher teilweise bei Menschen mit Behinderungen durchgeführt wurden. In Deutschland stellte bis 2011 die Sterilisation von trans* Personen die Voraussetzung für den personenstandsrechtlichen Geschlechterwechsel dar. Kontrovers diskutiert werden beispielsweise die Kostenübernahme und der Zugang zu reproduktionsmedizinischen Behandlungen und Adoptionen vonnicht-verheirateten und/oder gleichgeschlechtlichen Paaren sowie Singles.

Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) umfasst sowohl die bürgerlich-politischen als auch die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte, innerhalb derer die Rechte von Müttern vielfach thematisiert werden. Bereits in der Präambel wird festgestellt, dass „die Rolle der Frau bei der Fortpflanzung kein Grund zur Diskriminierung sein darf“.

Die Beziehung zwischen Diskriminierung und der reproduktiven Rolle der Frau ist ein immer wiederkehrendes Anliegen des Übereinkommens. Es befürwortet zum Beispiel in Artikel 5 „ein richtiges Verständnis der Mutterschaft als einer sozialen Aufgabe“, die erfordert, dass die Verantwortung für die Kindererziehung gemeinsam übernommen wird. Entsprechend werden Einrichtungen zum Mutterschutz und zur Betreuung von Kindern als grundlegende Rechte anerkannt und in allen Bereichen des Übereinkommens berücksichtigt, ob es nun um Arbeitsplätze, Familiengesetze, Gesundheitsversorgung oder Bildung geht.

Die Verpflichtung der Gesellschaft erstreckt sich auf das Angebot sozialer Betreuung, besonders auf Einrichtungen zur Kinderbetreuung, die es den Einzelnen gestatten, ihre Familienpflichten mit der Arbeit und der Teilnahme am öffentlichen Leben zu vereinbaren. Besondere Maßnahmen zum Schutz der Mutterschaft werden empfohlen und „gelten nicht als Diskriminierung“. (Artikel 4)

Das Übereinkommen gewährleistet auch das Recht auf freie Entscheidung über Anzahl und Altersunterschied der Kinder. Vor allem ist es das einzige Menschenrechtsabkommen, in dem die Familienplanung erwähnt wird. Es legt fest, dass die Vertragsstaaten die Pflicht haben, Beratung und Aufklärung über Familienplanung in den Bildungsprozess einzubeziehen (Artikel 10 (h)) und eine Familiengesetzgebung zu entwickeln, die das Recht der Frau auf „freie und verantwortungsbewusste Entscheidung über Anzahl und Altersunterschied ihrer Kinder sowie auf Zugang zu den zur Ausübung dieser Rechte erforderlichen Informationen, Bildungseinrichtungen und Mitteln gewährleistet“ (Artikel16 (e)).

Die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) sichert im Artikel 14 jedem Menschen die diskriminierungsfreie Ausübung der in der Konvention garantierten Rechte und Grundfreiheiten zu und verbietet Diskriminierung, gleich aus welchem Grund. Die Aufzählung möglicher Diskriminierungsgründe ist durch die Formulierung „insbesondere“ offen für weitere Gründe.

In Deutschland ist der Schutz vor Diskriminierung, auch aufgrund des Geschlechts, im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) festgehalten.

Arbeitsblätter

  • Das Szenario Verschiedene Rollenkarten für die Übungen (PDF, 37 KB)

Mutterschutz

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